Gemeinsam gegen Wohnungsnot. Darum geht es bei der „Bonner Offensive zur Überwindung der Wohnungslosigkeit bis 2030“, die jetzt unter Federführung des Amtes für Soziales und Wohnen in Bonn gestartet ist. Die Wohnungslosenhilfe der Bonner Caritas übernimmt dabei die Geschäftsstelle, die dieses Vorhaben voranbringen wird.
Stadt Bonn startet Initiative – neue Geschäftsstelle bei der Caritas
Munirae Gharevi hat die Projektleitung in der Geschäftsstelle Anfang März übernommen und wird dabei ab April von Helena Marx unterstützt.
Das Vorhaben bekommt Rückenwind durch die Resolution zur Überwindung der Obdachlosigkeit in der EU bis 2030, die die Europäische Union im Jahr 2020 gefasst hat.
In Absprachen mit den Initiator*innen der Stadt Bonn, der Bonner Caritas und dem VfG (Verein für Gefährdetenhilfe) sollen praktikable Lösungswege für die Überwindung der Wohnungslosigkeit entwickelt werden. Es ist eine ressortübergreifende Zusammenarbeit von Verwaltung, Wohlfahrtsverbänden, Immobilienwirtschaft, Justiz, Gesundheitswesen und Politik nötig.
„Es ist unsere Aufgabe als Verwaltung und als Gesellschaft, Menschen ohne Obdach zu helfen. Wir können es nicht akzeptieren, dass Menschen zu lange in Unterkünften leben - ohne Privatsphäre und Perspektive. Wir wollen ein sozial gerechtes Bonn, und deshalb müssen wir das Thema gemeinsam mit höchster Priorität angehen“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner bei der Auftaktveranstaltung.
Neue Wege gehen
Derzeit steigt die Zahl der wohnungslosen Menschen in der Bundesstadt dramatisch. Laut Zahlen des Landes NRW hat sich die Zahl der wohnungslosen Menschen in Bonn seit 2011 fast verzehnfacht. Statistisch ist in Bonn bis 2050 von einem Bevölkerungszuwachs von mehr als 8,8 Prozent auszugehen. Der Wohnungsmarkt wird diesen steigenden Bedarf trotz vielfältiger Instrumente zur Wohnungsbauförderung nicht decken können.
„Die operativen Möglichkeiten reichen nicht mehr aus, um ein Anwachsen der Wohnungslosigkeit zu verhindern. Deshalb müssen wir neue Wege gehen“, so Gerhard Roden, Leiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe. „Nach den ersten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit allen Initiator*innen bin ich zuversichtlich, dass wir in neuen Konstellationen Lösungswege finden können.“
„Es wird natürlich darum gehen müssen, für die jetzt obdach- oder wohnungslosen Menschen reguläre Mietmärkte zu erschließen, die Ihnen eine Rückkehr in die Mitte der Gesellschaft ermöglichen“, ergänzte Projektleiterin Munirae Gharevi. „Sammelunterkünfte, so nötig sie leider sind, stellen keine Dauerlösung dar.“
Zur Erschließung von Wohnraum gehöre auch die Klärung, wo es Wohnungsleerstand oder ungenutzte Gewerbeflächen gebe, welche Flächen nachverdichtet werden könnten, aber auch Neubauprojekte müssten angegangen werden. „Es geht aber nicht nur darum Wohnraum zu erhalten und zu schaffen, sondern auch vorhandene Netzwerke zu stärken. Es gibt eine Vielzahl von Schnittstellen, die sich dichter verknüpfen müssen, damit eben niemand mehr durch das vorhandene Netz fallen kann“, appellierte Gharevi.
Obdach- und Wohnungslosigkeit
Die Begriffe Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit werden oft verwechselt. Obdachlos sind Menschen, die keinen festen Wohnsitz und keine Unterkunft haben. Sie übernachten z.B. in Parks, Geschäftseingängen oder U-Bahnstationen. Als wohnungslos werden alle Menschen bezeichnet, die keinen Mietvertrag haben. Sie leben beispielsweise in einer Notunterkunft, einer stationären oder einer kommunalen Einrichtung oder bei Freunden.
Zum Stichtag 30.06.2021 wurden in Bonn 1.530 wohnungslose Menschen erfasst (Integrierte Wohnungsnotfall-Berichterstattung 2021 in Nordrhein-Westfalen, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 2.2022). Der überwiegende Anteil der wohnungslosen Menschen lebt in Sammelunterkünften der Kommune oder in Facheinrichtungen der Wohnungslosenhilfe der freien Träger.
In Bonn leben ca. 100 Personen ohne Obdach auf der Straße.
Neben den offiziell gemeldeten Personen muss von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Viele Menschen sind verdeckt wohnungslos. Sie leben z.B. in Behelfsunterkünften oder bei Bekannten ohne gesichertes Mietverhältnis.
Quelle: https://www.caritas-bonn.de/detail/Gemeinsam-gegen-Wohnungsnot/